Stadttheater im ehemaligen Hotel "Viktoria"
- 1888 Beginn der Theater-Bespielung des Saales im Hotel "Viktoria", Dresdner Straße 32.
Er verfügte über eine Bühne und eine umlaufende Empore und fasste 900 Zuschauer.
Es gastierten wechselnde Gesellschaften und das Theater firmierte sowohl allein als "Viktoria-Theater" als auch als Teil verschiedender Theater-Zusammenschlüsse.
- 1888-89 Reisende Gesellschaft Mittweida, Crimmitschau, Frankenberg und Wurzen
Direktion Adolf Triebel (DBA 1889, S. 345) - 1895-96 Stadttheater Döbeln-Viktoriatheater Wurzen
Eigentümer: Albert Richter; Direktion Georg Schaffnit (NTA 1896, S. 320) - 1896-97 Viktoriatheater Wurzen- Plauen i.V.-Greiz
Eigentümer: Albert Richter; Direktion Agnes Triebel-Schlegel (NTA 1897, S. 553) - 1897-98 Viktoriatheater Wurzen- Großenhain
Eigentümer: Albert Richter; Direktion Schriftsteller Schätzler-Perasini (DBJ 1898, S. 571) - 1901-02 Vereinigte Stadttheater Pirna, Wurzen und Großenhain
Eigentümer: Hotelier Albert Richter; Direktion Wilhelm Moritz Richter aus Chemnitz (BJB 1902, S. 486) - 1902-03 Vereinigte Stadttheater Pirna, Wurzen und Großenhain
Eigentümer: Hotelier Albert Richter; Direktion Wilhelm Moritz Richter (BJB 1903, S. 742) - 1903-04 Viktoria-Theater
Eigentümer: Florian Schubert, Direktion William Dressler (BJB 1904, S. 740) - 1904-05 Theater Wurzen und Züllichau
Eigentümer: Florian Schubert; Direktion Emil Steffens, zugleich Direktor des Kurtheaters in Bad Schmiedeberg (BJB 1905, S. 621) - 1905-06 Stadttheater Wurzen - Riesa- Großenhain
Eigentümer: Florian Schubert; Direktion Willy Peinert (BJB 1906, S. 602) - 1906-07 Viktoria-Theater
Eigentümer: Florian Schubert; Direktion Willy Peinert (BJB 1907, S. 639) - 1907-08 Stadttheater Wurzen und Zeitz
Eigentümer: Florian Schubert; Direktion Franz Lange, zugleich artistischer Direktor des Tivoli-Theaters in Dessau (BJB 1908, S. 619) - Stadttheater Großenhain - Wurzen
Eigentümer: Florian Schubert; Direktion Karl Eduard Zschiedrich, zugleich Direktor des Johannisthal-Theaters in Leisnig (BJB 1909, S. 429) - 1909-10 Stadttheater Wurzen - Eilenburg - Zörbig - Lunzenau
Eigentümer: Florian Schubert; Direktion Anne verw. Julius Leonhardt (BJB 1910, S.693 - Nach dem 1. Weltkrieg erscheint als Besitzer des Hotels Willy Zenker im Adressbuch. Er zeigte sein Haus weiter als "Stadttheater" an, es erschien aber nicht mehr als eigenständiges Theater im Deutschen Bühnenjahrbuch. Es wurde wahrscheinlich von verschiedenen Wanderbühnen bespielt. 1921/22 gehörte Wurzen zu den Gastspielorten der "Sächsischen Landesbühne" Dresden (BJB 1922).
1935/36 spielten die "Neue Sächsischen Landesbühne" Leipzig und das "Neuen Künstler-Theater" Leipzig in Wurzen (BJB 1936, S.461). Ab 1938 gastierte auch die "Landesbühne Sachsen" aus Dresden (BJB 1943, S. 230).
Das Hotel gehörte inzwischen Zenkers Sohn und wurde von der Gastwirtin Babette Mosemann geführt. (Adressbuch Wurzen 1940, SLUB)
Landkreistheater Grimma, Sitz Wurzen, im ehemaligen Hotel "Viktoria"
- 24. April 1945 Kampflose Übergabe der durch vorangegangene Luftangriffe beschädigten, aber zu großen Teilen unzerstörten Stadt Wurzen an die amerikanischen Truppen (Wikipedia);
1. Juli 1945 Einzug der Sowjetischen Besatzungsmacht
Mitte 1945 erlangte der Schauspieler und Regisseur Willy Schweighöfer (* 2. Dezember 1906; † 1980) von der sowjetischen Kommandantur und den deutschen Behörden eine Konzession, organisierte Material und Arbeitskräfte
und ließ den Ball- und Theatersaal im Viktoria-Gebäude Dresdner Straße 32 umbauen. Durch die Umbauten reduzierte sich die Platzzahl von ehemals 900 auf 549 Plätze. Die Theatertradition des Viktoria-Hotels wurde noch einmal aufgenommen. Eigentümer des Gebäudes war die Stadt Wurzen.
Bis 1944 war Schweighöfer Spielleiter des Schauspiels am Vereinigten Stadttheater Eger-Franzensbad im Sudetenland (Cheb). Von dort brachte er seine spätere Ehefrau Ilse (Ilo) Siegert mit, eine Tänzerin. Sie wurde die Ballettmeisterin des „Neuen Theaters Wurzen“. - 10. November 1945 Eröffnung des "Neuen Theaters Wurzen"
- Eröffnungspremiere am 10.11.1945: "Meine Schwester und ich" (Benatzky)
Intendant: Willy Schweighöfer; Musikalischer Oberleiter: Friedrich Spiegel, Bühnenbildner: Rolf Reschke, Regisseur/Dramaturg: Heinz-Peter Scholz
Ensemble: Hilderose Boock, Ingrid Schlee, Irme-Luise Hensing, Hans Wolter, Willy Schweighöfer, Heinz-Peter Scholz, Hans Helfer, Viktor Lindner a.G., Helmut Schurig - 10. November 1948 Erhebung zum Kreistheater des Landkreises Grimma
- Anfang März 1949 Die Kreise Borna und Grimma und das Kreistheater in Wurzen und das Kreistheater Borna vereinbaren auf Drängen der Sächsischen Landesregierung die Fusion. Intendant beider Theater wird Willy Schweighöfer. Alle Personalverträge werden für nichtig erklärt und nach geltenden tarifrechtlichen Bedingungen neu geschlossen.
Die Subventionen der Landesregierung sollen geteilt und die Besucherzahl durch eine verbesserte Besucherorganisation erhöht werden. Die Landesregierung erwartet Fortschrittlichkeit des Spielplans und Lösung der zu erwartenden verkehrstechnischen Schwierigkeiten.
(Entschließung vom 2. März 1949, Sächsisches Haupststaatsarchiv, Akte 20231/Kreisrat/Kreistag Borna, Nr. 143) - Ende der Sommerspielzeit 1950 Auflösung des Theaters in Wurzen
- Personalverzeichnis Dezember 1945 (Monatsheft 2/Dezember 1945, Museum Wurzen)
Intendant: Willy Schweighöfer, Verwaltungsdirektor: Dr. Werner Ohly,
Musikalischer Oberleiter: Friedrich Spiegel, Stellv./1. Spielleiter des Schauspiels und des musikalischen Lustspiels: Heinz-Peter Scholz, Oberspielleiter der Operette: Alwin Brosch (bis 1944 Spielleiter, Schauspieler und Sänger am Operettentheater Leipzig),
1. Konzertmeister: Helmut Heller, Ballettmeisterin und 1. Solotänzerin: Ilo Siegert, Ausstattungsleiter und 1. Bühnenbildner: Rolf Reschke, Kostüm- und Bühnenbildnerin: Dagmar Schubert, 1. Repetitor und Orchesterpianist: Hans-Joachim Stock,
Ensemble:
Damen: Hilderose Boock, Ingrid Schlee, Mia Künniger, Hede Gruhl, Irme-Luise Hensing, Lissy Chilla a.G., Ines Küpper a.G., Gerda Will a.G., Margit Schubert, Rose-Rita Künnert
Herren: Willy Schweighöfer, Hans Finohr a.G., Heinz-Peter Scholz, Viktor Lindner, Helmut Schurig, Kurt Maibaum, Alwin Brosch, Fred Simoni, Hans Wolter, Hans-Günther Bohm - Inszenierungen 1945/46 (Monatsheft 6/April 1946, Museum Wurzen)
"Eva im Abendkleid" (Dostal), „Die drei Dorfheiligen“, „Minna von Barnhelm“, „Signal Stalingrad“, „Trockenkursus“ (Premiere 27.3.1946 Viktoria), Ostermärchen „Häslein hüpf“ (Premiere 4.4.1946) „Nathan der Weise“ (Premiere 22.4.1946 Viktoria), „Bezauberndes Fräulein“, „Schwarzwaldmädel“ (Jessel, Premiere am 21.4.1946 im Bürgergarten), Frühlingsrevue „Hurra, der Lenz ist da!“(Brosch/Spiegel), „Frauen haben das gerne (Kollo), „Das Konzert“ (Lustspiel von H. Bahr), „Der Strom“ (Max Halbe) - Theaterleitung und Gastspielorte (siehe auch BJB 1945-48, S.397)
Intendant: Willy Schweighöfer, Verwaltungsdirektor: Hans Rainer,
Spielleiter des Schauspiels: Werner Meyer, Hans Rainer (bis 1944 Intendant Landesbühne Gau Wartheland-Posen),
Martin Fries (gleichzeitig Dramaturg) Hans Hardt-Hardtloff (Johann Ernst Hardt), Oberspielleiter der Operette; Viktor Lindner (Schauspieler und Sänger, bis 1944 Landestheater Südostpreußen Allenstein) und Klaus Winter, Spielleiter der Operette;
Ilo Siegert, Ballettmeisterin (später Ehefrau von Schweighöfer);
Walter Eule, Bühnenbildner;
Wilhelm Biesold, 1. Kapellmstr./musikal. Oberleiter (bis 1949); Dr. Arno Schmidt-Wallendorf, Kapellmstr. und Chordirektor und gleichzeitig Rechtsbeistand;
Hans-Helmut Hunger (14. August 1920 Markersbach - 7.April 2014 Berlin),
Nach einem Probedirigat der Operette Wiener Blut " Ende Juli 1948 ab 22. August 1948 Solorepetitor und Kapellmeister;
bis zur Schließung des Hauses 1950 Musikalischer Oberleiter ;
Am 3. Dezember 1947 debütierte er (damals noch Aspirant an der Musikhochschule Leipzig) in Wurzen als Leiter des Jazz-Orchesters in der Schwank-Operette "Das Fräulein mit dem Koffer" (von Eckhardt/Loube) als Dirigent.
Erste musikalische Leitung: "Die Nacht mit Casanova", Operette von Külb/Grothe, Premiere am 7. September 1948;
Hans-Helmut Hunger prägte in den Folgejahren als auch international tätiger Komponist und Orchesterleiter maßgeblich die Musikkultur der DDR auf dem Gebiet der Blasorchester, erhielt mehrere Kunstpreise und zweimal den Nationalpreise 1. Klasse und wurde 1975 zum Generalmusikdirektor ernannt.
Sein Sohn Hans-Reinhard Hunger legte bereits eine verdienstvolle Veröffentlichung zu Biografie und kompositorischem Schaffen des Künstlers vor, aus welcher er freundlicherweise Daten und Fotos für diese Geschichte des Neuen Theaters in Wurzen zur Verfügung stellte.
Sein Buch kann erworben werden über:
Dr. Hans-Reinhard Hunger, Steubenstraße 35a, 99423 Weimar; mailto:Dr._Hunger@t-online.de
Abstecherorte: Riesa, Oschatz, Grimma, Colditz, Leisnig, Hartha, Röcknitz, Wermsdorf, Trebsen, Brandis, Borsdorf
siehe auch:
„Drei Jahre Neues Theater, Wurzen, Neukonstituierung als Kreistheater d. Landkreises Grimma: 10. November 1948“ (Digitalisat SLUB)
- Personal in der letzten Spielzeit 1949/50 (aus Programmzetteln, im Verzeichnis "Theater, Funk, Film 1950" der DDR taucht das Theater bereits nicht mehr auf)
Oberspielleiter: Hugo Nillius; Musikalischer Leiter: Hans-Helmut Hunger;
Choreografie: Gisela Schomer/Ingrid Lindner; Chordirektor: Dr. Arno Schmidt-Wallendorf;
Bühnenbildner: Walter Eule
Ensemble:
Damen: Hilde Held, Hildegard Fischer, Roserita Kretschmar, Lilo Pilkowsky, Lilly Meriola-Nillius a.G., Mia Lindner-Künniger,Charlotte Fichtner, Lore Lindlau, Lisa Hübner, Carlotte Kunze, Brigitte Schneeweiß, Ruth Haupt, Renate Henning, Helga Schmidt, Gerda Spangehl, Mariana Peters a.G., Ursula Redlien a.G., Dorothea Jannausch a.G.;
Herren: Georg Puttrich, Heinz Renner, Stefan Helgers, Wolfgang Kott, Kurt Maibaum, Helmut Nestmann, Rolf Kunze, Friedrich Hampel, Heinz Junker, Gerhard Münch, Günter Otto, Walter Bölke, Erich Karl Brandes a.G., Willy Kretschmar, Gerhard Münch, Ewald Junghans, Rudi Rogalski, Walter Langner, Fred Rosenow, Wolfgang Jannasch, Martin Schaffrath, Siegfried Herrmann, Hans Brümmer, Heinz Pötsche,
Inszenierungen:
"Frau Luna" (Lincke), "Nächte in Shanghai" (Schwenn/Schröder), "Der Vogelhändler" (Zeller), "Der liebe Augustin" (Fall), "Maske in Blau" (Raymond), "Der Zigeunerbaron" (Strauss, 39 Vorstellungen), "Der Geisterzug" (Kriminalstück von Ridley), "Das Glück im Winkel" (Operettenposse von Stelter/Rauls), "Zum Goldenen Anker" (Komödie von Pagnol), "Die Frau ohne Kuß" (Kollo), "Das Dreimäderlhaus" (Berthé, 41 Vorstellungen), "Martha" (Flotow)
(Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 11401 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Volksbildung >> 5. Hauptabteilung Kunst und Literatur >> 5.04. Theater und Kleinkunst >> 5.04.03. Theater und Bühnen in einzelnen Orten Laufzeit: Jan. - Dez. 1948/ 1949 - 1951)
„Drei Jahre Neues Theater, Wurzen, Neukonstituierung als Kreistheater d. Landkreises Grimma: 10. November 1948“ (Buch von Willy Schweighöfer, 32 Seiten)
Dokumente
Grundriss der Bühne des Viktoria-Theaters vor und nach dem Umbau 1945 (Archiv Stadtverwaltung Wurzen)Monatsheft 1/Nov. 1945 (Museum Wurzen)
Monatsheft 2/Dez. 1945 (Museum Wurzen)
Monatsheft 6/April 1946 (Museum Wurzen)
Programmheft Frau Luna 1949 (Theaterarchiv Dresden)
Programmheft Der Vogelhändler 1949 (Theaterarchiv Dresden)
Programmheft Der Zigeunerbaron 1949 (Theaterarchiv Dresden)
Programmheft Der liebe Augustin 1950 (Theaterarchiv Dresden)
Programmheft Maske in Blau 1950 (Theaterarchiv Dresden)